Samstag, 28. März 2009

Pondecherry…

.. ist eine französische Kolonie, in der man recht günstig Alkohol erwerben kann und dementsprechend beliebt ist. Offiziell trinkt natürlich kein Inder Alkohol, genauso wie er niemals rauchen würde. Dies wurde mir bei den ersten Bildern die gemacht wurden recht schnell klar. Sobald ein Fotoapparat in Sicht war, wurden sämtliche alkoholischen Getränke und Zigaretten hinter dem Rücken versteckt. Das Bild musste nur dank meiner Überredungskünste nicht gelöscht werden (zum: zensierten Album von Ganesh).


An diesem Wochenende habe ich einen (zu) tiefen Einblick in die indische Kultur bekommen.
Zu acht haben wir zwei Tage in der von Chennai 150 km entfernten Kolonie Pondecherry verbracht. Um 7:00 Uhr an einem Samstagmorgen starteten wir unseren Trip in Richtung Süden. Wieder wurde ich Zeuge, wie die StVO dermaßen missachtet wurde, dass der deutsche Bußgeldkatalog diese Vergehen nicht ahnden könnte. Gott sei Dank habe ich trotz nicht vorhandenen Seat Belts alles heil überstanden.
Den ersten Einblick in die „Kultur“ bekam ich, nachdem wir in einem Hotel eingecheckt hatten, in dem nur selten ein Europäer anzutreffen sein wird --Es ging direkt in die hoteleigene Keller-Bar— Um 14:00 Uhr, nach drei Whiskeys hatten wir am frühen Nachmittag gemeinsam einen zu sitzen. In diesem Zustand machten mir glücklicher Weise die beiden Cockroaches, die Fangen auf unserem Tisch spielten, nichts mehr aus.

Vermutlich nur aus Höflichkeit mir gegenüber, fuhren wir (teilweise mit 3,8 im Turm) zum großen Teich, um die auf dem Weg im Liqueur-Store gekauften Spirituosen zu eliminieren. Nach 60 Minuten hieß es, es sei zu heiß — also auf ins Hotelzimmer.

Was ich sehr zu schätzen gelernt habe an der indischen Kultur ist, wie die Menschen miteinander umgehen. Arbeitskollegen behandeln sich gegenseitig so, wie wir höchstens mit unsere "relatives" umgehen würden. Diese Menschlichkeit erleichtert mir den Aufenthalt um einiges.

Zu acht ließen wir also gemeinsam den Abend in einem 5 qm "großen" Hotelzimmer ausklingen.
Wenn acht Männer, leicht angeheitert, auf so engem Raum zusammensitzen, entsteht dabei zu 99% ein Dialog der nicht für alle Ohren bestimmt ist. Zwei, drei Punkte werde ich jedoch der Öffentlichkeit zugänglich machen :-p.

• „American Pie“ ist der absolute Insider hier, es gibt tatsächlich zwei topless scenes.
• Je hellhäutiger eine Frau ist, desto mehr entspricht sie dem indischen Schönheitsideal.
• Intimen Kontakt zu Frauen gibt es erst nach der Hochzeit!!!
• 30+ und ohne Frau, absolutes NO GO (zwei 30+ Bachelors waren auf dem Trip dabei, dementsprechend wurden sie von den anderen damit aufgezogen)
• „I can’t belief it, how you can life together with your girlfriend? She has to become your wife before sharing house”

Gespräche, die ich sonst an solch einem Abend mit meinen „Jungs“ in Germany führe, schienen mir hier nicht angebracht zu sein. An dieser Stelle schöne Grüße an alle diejenigen, die Miriam und mir jedes Wochenende zu einem einzigartigen Erlebnis werden lassen: Benjamin A., Benny S., Daniel, Dennis, Frizzi, Isy, Magda, Marie, Nadine, Nico, Niels, Nopse, Patrick und natürlich auch an unsere Familien.
Nachdem unsere spannende Unterhaltung langsam dem Ende zuging, teilten wir uns auf zwei Zimmer auf. Ich, der Esel und zwei Kollegen schliefen in einem Ehebett und ein weiterer musste auf dem Boden schlafen.

Am Sonntagmorgen wurde um 5:30 aufgestanden Ich habe das Gefühl, dass Inder weitaus weniger Schlaf benötigen als ich. Auch sonst spielt sich das ganze Familienleben morgens ab. As mentioned, die restliche Tageszeit ist schlicht zu heiß. Bevor es zur Arbeit geht, werden gemeinsam die frühen Stunden am Strand, Gym oder vor dem Appartement verbracht.
Um 9.00 Uhr fuhren wir in die Altstadt Pondecherry um uns für den bevorstehenden Tag zu stärken. Die kantinenartigen Restaurants machen meinen Magen zum Glück nichts mehr aus und treffen absolut meinen Geschmack. Ob Igli, Dosa, Podie oder Briani, auf einem Banana Leaf serviert...ist es einfach köstlich. Mit vollem Magen ging es dann in Richtung Norden, mit dem Ziel eine Sea Shore Tempel Stadt namens Mahabalipuram zu besichtigen.
Jor sieht ganz nett aus, muss man mal gesehen haben. Aber auch hier habe ich mich für zwei viel interessantere Dinge begeistert. Erstens, wie komme ich so schnell wie möglich an ein Board um den ca. 50 Meter Ride auf 3-5 Fuß hohen Wellen genießen zu können.
Die Suche gestaltete sich recht schwierig, bis heute hab ich trotz intensiver Recherche noch kein Brett gefunden.
Das zweite war die Art wie man hier sein Essen im Restaurant auswählt.
Die Kellner kamen mit einen riesigen Teller, der vollgepackt war mit diversen Meeresbewohnern, die ihre beste Zeit bereits hinter sich hatten.

Am frühen Abend machten wir das letzte Mal Rast an einem „Viewpoint“.
Um 8.00 Uhr Sonntagabend endete unser Ausflug vor unserem Office.

Sonntag, 8. März 2009

Wochenende


Die Wochenenden sind in Indien eindeutig länger als in Deutschland. Um die gefühlte Mehrzeit zu reduzieren, bat ich ein paar meiner Kollegen mir Chennai zu zeigen.

Pünktlich wie immer stand mein Fahrer vor meinem Apartment und wartete darauf, dass er mir die Tür des weißen TATA INDICAs öffnen durfte :-p.

Nachdem wir zwei meiner Kollegen eingesammelt hatten, fuhren wir zum zweitlängsten Sandstrand der Welt. Der Weg zu dem vier Kilometer entfernten Strand führte uns durch diverse Gassen und enge Sandstraßen. Dabei durchfuhren wir den Furniture-, Automotiv-, Sanitär- und Handcraftbezirk. Die „Fachbetriebe“ sind hier nicht wie bei uns über die ganze Stadt verteilt, sondern bündeln sich alle in einem Bezirk.

Da der Sommer sich gerade in Chennai andeutet -- die Temperaturen steigen bis Mitte Mai von durchschnittlichen 32°C auf bis zu 49°C – freute ich mich auf den hoffentlich erfrischenden Windzug am Strand.

Nach zwanzig Minuten Fahrt hielt das Fahrzeug an „Sir, Marina Beach“.

Das wunderte mich sehr, da ich zu meiner Linken das normale indische Stadtleben sah und zu meiner Rechten nichts weiter als eine anscheinend sehr begehrte Wüste. Beim Öffnen des hermetisch abgeriegelten Käfigs lösten sich die angenehmen 18°C wortwörtlich in Luft auf...genau wie meine Hoffnung auf eine erfrischende Küste.

Mit vollem Vertrauen zu meinen Kollegen folgte ich ihnen in Richtung Osten mit der Hoffnung bald das Meer zu Gesicht zu bekommen.

Nach ca. 1 km, in dem uns geschätzte 400 Menschen entgegenkamen, stand ich im Indischen Ozean.

Trotz 37°C im Schatten konnte ich unter den tausenden Menschen keinen einzigen von ihnen im Wasser sehen, nicht einmal in Badesachen am Strand liegen.

Die Menschenmenge und die vielen kleinen Stände erinnerten mich an ein Straßenfest in Mitte.

Naja, ich habe es ganze 20 Minuten in der prallen Sonne ausgehalten und wollte dann zügig wieder in meinen Käfig zurück.

Nachdem ich zum ersten Mal in meinem Leben live gesehen habe, wie der Indische Ozean auf einen Strand aus feinsten Sand trifft, ging es zum Shoppen.

Die indischen IT-Unternehmen legen sehr viel Wert darauf, dass ihre Mitarbeiter von Montag bis Donnerstag im Business-Dress erscheinen. Es ist durchaus üblich, dass ein Line-Manager seinen Mitarbeiter nach Hause schickt mit der Bitte sich angemessen zu kleiden. Am Casual-Friday ist das Tragen von Jeans und Polo-Hemden erlaubt.

Obwohl ich ausreichend Business-Hemden und Hosen mitgenommen habe, benötigte ich dringend "andere" Kleidung.

Die Wäschereien, die es an jeder zweiten Ecke gibt und auf die ich angewiesen bin, arbeiten sehr ordentlich, leider etwas zu ordentlich...

Zum Glück hat meine bessere Hälfte mich bereits in Deutschland vor den asiatischen Wäschereien gewarnt und mir empfohlen sie zunächst zu testen.

Die Wäschestücken kamen akkurat gereinigt und gebügelt zurück, nur leider konnte ich meiner Kleidung ansehen, dass sie mit einem Waschbrett gereinigt wurde und dabei das Prinzip 5 mal gerieben ersetzt 10 ml Seifenlauge vertreten wurde.


Geführt von Einheimischen lernte ich die schönen Ecken von Chennai kennen. Nach einem kurzen Abstecher zum Grab einer weltweit bekannten Person, auf dem 1890 von Portugiesen die größte christliche Kirche in Chennai errichtet wurde (kleiner Tipp: Er kam 52 n. Chr. nach Indien), konnte ich dann in T. Nagar, einem recht bekannten Stadtteil von Chennai, meine neue Business-Kleidung kaufen.

Zum Abschluss sind wir dann zum Vermieter meines neuen Apartments gefahren, damit ich den Mietvertrag unterschreiben konnte.

Die voll möbelierte Zwei-Zimmer-Zwei-Bäder-Wohnung liegt 5 min. Fußweg vom Strand entfernt und eine Haushälterin ist auch inkludiert.

Schöne Grüße aus Chennai.