Sonntag, 8. März 2009

Wochenende


Die Wochenenden sind in Indien eindeutig länger als in Deutschland. Um die gefühlte Mehrzeit zu reduzieren, bat ich ein paar meiner Kollegen mir Chennai zu zeigen.

Pünktlich wie immer stand mein Fahrer vor meinem Apartment und wartete darauf, dass er mir die Tür des weißen TATA INDICAs öffnen durfte :-p.

Nachdem wir zwei meiner Kollegen eingesammelt hatten, fuhren wir zum zweitlängsten Sandstrand der Welt. Der Weg zu dem vier Kilometer entfernten Strand führte uns durch diverse Gassen und enge Sandstraßen. Dabei durchfuhren wir den Furniture-, Automotiv-, Sanitär- und Handcraftbezirk. Die „Fachbetriebe“ sind hier nicht wie bei uns über die ganze Stadt verteilt, sondern bündeln sich alle in einem Bezirk.

Da der Sommer sich gerade in Chennai andeutet -- die Temperaturen steigen bis Mitte Mai von durchschnittlichen 32°C auf bis zu 49°C – freute ich mich auf den hoffentlich erfrischenden Windzug am Strand.

Nach zwanzig Minuten Fahrt hielt das Fahrzeug an „Sir, Marina Beach“.

Das wunderte mich sehr, da ich zu meiner Linken das normale indische Stadtleben sah und zu meiner Rechten nichts weiter als eine anscheinend sehr begehrte Wüste. Beim Öffnen des hermetisch abgeriegelten Käfigs lösten sich die angenehmen 18°C wortwörtlich in Luft auf...genau wie meine Hoffnung auf eine erfrischende Küste.

Mit vollem Vertrauen zu meinen Kollegen folgte ich ihnen in Richtung Osten mit der Hoffnung bald das Meer zu Gesicht zu bekommen.

Nach ca. 1 km, in dem uns geschätzte 400 Menschen entgegenkamen, stand ich im Indischen Ozean.

Trotz 37°C im Schatten konnte ich unter den tausenden Menschen keinen einzigen von ihnen im Wasser sehen, nicht einmal in Badesachen am Strand liegen.

Die Menschenmenge und die vielen kleinen Stände erinnerten mich an ein Straßenfest in Mitte.

Naja, ich habe es ganze 20 Minuten in der prallen Sonne ausgehalten und wollte dann zügig wieder in meinen Käfig zurück.

Nachdem ich zum ersten Mal in meinem Leben live gesehen habe, wie der Indische Ozean auf einen Strand aus feinsten Sand trifft, ging es zum Shoppen.

Die indischen IT-Unternehmen legen sehr viel Wert darauf, dass ihre Mitarbeiter von Montag bis Donnerstag im Business-Dress erscheinen. Es ist durchaus üblich, dass ein Line-Manager seinen Mitarbeiter nach Hause schickt mit der Bitte sich angemessen zu kleiden. Am Casual-Friday ist das Tragen von Jeans und Polo-Hemden erlaubt.

Obwohl ich ausreichend Business-Hemden und Hosen mitgenommen habe, benötigte ich dringend "andere" Kleidung.

Die Wäschereien, die es an jeder zweiten Ecke gibt und auf die ich angewiesen bin, arbeiten sehr ordentlich, leider etwas zu ordentlich...

Zum Glück hat meine bessere Hälfte mich bereits in Deutschland vor den asiatischen Wäschereien gewarnt und mir empfohlen sie zunächst zu testen.

Die Wäschestücken kamen akkurat gereinigt und gebügelt zurück, nur leider konnte ich meiner Kleidung ansehen, dass sie mit einem Waschbrett gereinigt wurde und dabei das Prinzip 5 mal gerieben ersetzt 10 ml Seifenlauge vertreten wurde.


Geführt von Einheimischen lernte ich die schönen Ecken von Chennai kennen. Nach einem kurzen Abstecher zum Grab einer weltweit bekannten Person, auf dem 1890 von Portugiesen die größte christliche Kirche in Chennai errichtet wurde (kleiner Tipp: Er kam 52 n. Chr. nach Indien), konnte ich dann in T. Nagar, einem recht bekannten Stadtteil von Chennai, meine neue Business-Kleidung kaufen.

Zum Abschluss sind wir dann zum Vermieter meines neuen Apartments gefahren, damit ich den Mietvertrag unterschreiben konnte.

Die voll möbelierte Zwei-Zimmer-Zwei-Bäder-Wohnung liegt 5 min. Fußweg vom Strand entfernt und eine Haushälterin ist auch inkludiert.

Schöne Grüße aus Chennai.

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